Was sind die guten Nachrichten in dieser „Corona-hier-und-da-und-überall-Zeit“? Auch wenn jetzt vorsichtige Lockerungen der Beschränkungen in Aussicht gestellt werden, auf Nähe und Berührung bei Sessions im Wasser oder Massagen werden wir weiter warten müssen. Bei allem pragmatischen Verständnis für die Notwendigkeit: abgeschnitten zu sein von der Freiheit, körperlich zu berühren und berührt zu werden, ist ein großer Verlust. Es gibt auch keinen digitalen Ersatz für Berührungen, ich vermisse sie einfach sehr. Und ich frage mich, wo sich eine Gesellschaft hin entwickelt, in der sich die Menschen noch weniger berühren als es ohnehin schon der Fall war.

Die Krönung

Unter den unzähligen Veröffentlichungen, die sich mit der weltweiten Ausnahmesituation auseinandersetzen, ist mir der Essay des Kulturphilosophen Charles Eisenstein als sehr wertvoll aufgefallen. Die Kunst, viele lose Mosaiksteine in einen Zusammenhang zu stellen, ohne sie mit Bewertungen zu überfrachten, ist selten geworden. Den Mut zum „ich weiß es nicht“ zu haben und sich damit von vielen Projektionen befreien zu können hat mich zu einem inneren Frieden geführt, den ich zur Zeit nicht immer wahren kann. Der ganze Artikel ist hier zu lesen. Es folgen ein paar Zitate daraus, die mich berührt haben (es gibt sie also doch noch, die „Berührung“).

Was ist die richtige Art zu leben?

„Ich könnte fragen: Würde ich ein Verbot von Umarmungen und Händeschütteln verhängen, wenn dadurch mein eigenes Leben gerettet würde? Dies soll nicht das Leben meiner Mutter oder mein eigenes entwerten. Beide sind wertvoll. Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem sie noch mit uns ist. Aber diese Fragen fördern tiefere Aspekte zu Tage. Was ist die richtige Art zu leben? Was ist die richtige Art zu sterben?
Die Antwort auf solche Fragen, gestellt im eigenen Interesse oder in dem der Gesellschaft, hängt davon ab, wie wir es mit dem Tod halten, und wie hoch wir Spiel, Berührung und Gemeinschaft schätzen, genau wie die bürgerliche und persönliche Freiheit. Es gibt keine einfache Formel um diese Werte abzuwägen.“

„Aus Sicht der medizinischen Autoritäten sind alternative Herangehensweisen, soziale Interaktion, Yoga-Gruppen, Nahrungsergänzungsmittel und so weiter belanglos wenn es um eine echte Krankheit geht, die von einem echten Virus ausgelöst wird. Im Angesicht einer Krise werden sie in das ätherische Reich der “Wellness” verbannt.“  

Liebevoll berühren ist systemrelevant

Da bin ich anderer Meinung! Die Pandemie zeigt uns durch ihre mühelose Überwindung aller Grenzen klar und deutlich, dass und wie sehr wir auf der Welt miteinander verbunden sind. Es bleibt individuell und kollektiv offen, ob diese Krise als Wendepunkt zum katastrophalen Kollaps oder zu einer positiven Neuorientierung führt. Wenn wir uns für letzteres einsetzen könnte sich herausstellen, dass unsere Kraft, unsere Liebe und unser Mitgefühl genauso systemrelevant sind wie andere Soforthilfen, (bei denen das „Sofort“ und die „Hilfe“ oft nicht auf Anhieb zu erkennen sind).

Den Fokus auf die Möglichkeiten richten

Dankbar bin ich für die Technik, die es erlaubt, ohne Ansteckungsgefahr verbunden zu bleiben. Sich in Echtzeit über Skype, Zoom oder Facetime zu sehen und unterhalten zu können, macht den Austausch manchmal konzentrierter als bei vielen Meetings, die zusätzliche Anfahrtszeit benötigen und nicht immer effektiv sind. Daraus können wir lernen und in Zukunft davon profitieren. Das macht die „echten“ persönlichen Begegnungen umso kostbarer.

Berühren ist noch möglich, Ciara und Musia in einer Drehpause. Set-Foto by Jing Augusto Wüthrich

Schönes im Mai

Ich freue mich auf zwei Veranstaltungen im Mai: Der Liquid Sound Club PLUS findet per 360-Grad-Livestream am 2. Mai ab 20:00 Uhr dank digitaler Hilfe statt. Das Live-Event kann per Stream auf den Facebook-Seiten der drei Thermen Bad Sulza, Bad Orb und Bad Schandau mitverfolgt werden und so sind wir über Wasser, Klänge und Bilder fließend verbunden. Facebookseite Toskana Therme Bad Sulza
Auf der Bühne der Toskana Therme in Bad Sulza: Das Musikkollektiv & (Ampersand) – das ist der britische Ambient-Künstler Alex Smalley alias Olan Mill (Produktion/Elektronik) und die ehemalige Chapeau-Claque-Sängerin Maria Antonia Schmidt aus Weimar (Gesang/Songwriting). Sie haben sich 2016 bei einer Schnorcheltour auf dem Pazifik kennen gelernt. Die Musik von & (Ampersand) ist ein fröhlicher Spaziergang durch zeitgenössische Genres und lässt sich am besten mit den Schlagworten bunt, experimentell und kathartisch beschreiben.

Kooperation für den virtuellen Liquid Sound Club

Die derzeit untypisch leere Toskana Therme Bad Sulza wird für die Aktiven der Liveübertragung ausnahmsweise geöffnet. Der Liquid Sound Club kümmert sich um Künstler und Equipment, Salve.TV sorgt für die Live-Übertragung mit der 360-Grad-Kamera. Kooperationspartner ist die Fulldome Festival Foundation, um am Beispiel des Liquid Sound Club-Konzerts auf das Jenaer FullDome STREAMING Festival vom 13.-16. Mai hinzuweisen. Die internationale, in diesem Jahr ebenfalls virtuelle Zusammenkunft, zeigt das Neueste aus der Welt der 360-Grad-Medien. Die wechselseitige Unterstützung zwischen Toskanaworld und dem Jenaer FullDome Festival gab es schon, seit das Festival 2007 erstmals im Zeiss-Planetarium Jena stattfand. Fans des Badens in Licht und Musik aus aller Welt pilgern in die Toskana Therme, Freunde der „immersiven Medien“ pilgern zum jährlichen FullDome Festival nach Jena.

Premieren im Cyberdome

Mit dem von Salve.TV entwickelten Cyberdome ist es möglich, die Fulldome Filme aus aller Welt am heimischen Computer, mit dem Tablet, Handy oder mit einer VR-Brille auf sich wirken zu lassen. Außer Internetverbindung sind keine weiteren Voraussetzungen erforderlich. Im Programm des dreitägigen Festivals stehen 40 Einreichungen im Wettbewerb um die begehrten JANUS-Awards. 29 Fulldome Filme werden erstmals gezeigt, sind also Premieren. Filme mit astronomischen und Themen sind ebenso dabei wie experimentelle Kurzfilme, Kinderfilme sowie kunstvolle Musikvisualisierungen im 360-Grad-Raum – bei dem Thema schließt sich der Kreis zum Liquid Sound Club PLUS-Livestream in 360-Grad.

360° Kameramann Mohamad Jaradat mit den Hauptdarstellern Florian und Marie. Set-Foto by Jing Augusto-Wüthrich

Was hat das mit Liquid Bodywork und mir zu tun?

… genauso viel wie mit meiner Liebe zu Liquid Sound und seinem Erfinder Micky Remann. Seit sich auf seine Initiative im Jahr 2007 eine Gruppe engagierter Studenten und Hochschullehrer im Jenaer Planetarium traf, um erste eigene Arbeiten für das neue 360-Grad-Medium zu erleben, und das Ganze dann recht mutig „1. FullDome Festival“ nannten, bin ich Fan dieser Welt. Das FullDome-Festival findet 2020 zum 14. Mal in einer ungebrochenen Kontinuität statt. Mit rund 800 Beiträgen aus 30 Nationen und mehr als 500 Besuchern pro Jahr gilt es als das bedeutendste internationale Festival seiner Art. Gezeigt werden Fulldome-Shows professioneller, studentischer und unabhängiger Produzenten in verschiedenen Genres. Eine internationale Jury und die Festivaldirektoren bewerten die eingereichten Arbeiten. Aus den Einreichungen wählen sie die interessantesten und innovativsten Produktionen für das Festival aus. Die begehrteste Trophäe ist der “JANUS”-Preis, der in maximal zehn Kategorien vergeben wird.

Eintauchen in eine andere Welt bleibt mein Motto

Jedes Jahr war diese Festivalzeit in meinem Terminkalender eine feste Größe. Durch Engagement bei der Organisation habe ich es nach Kräften unterstützt. Einige Male auch mit dem Sponsoring eines „JANUS“ in der Kategorie „Emphasis on Emotion“ durch das Institut für Aqua Wellness. Vor allem liebe ich es in die Atmosphäre der unterschiedlichen Shows einzutauchen. So wie meine „Wasserfamilie“ ist mir die „Fulldome-Family“ ans Herz gewachsen. Der Wunsch, diese zwei Welten zu verbinden und die Essenz meiner Wasserarbeit in den Dome zu bringen hat lange Zeit in mir geschlummert. Letztes Jahr habe ich den Mut gefasst, ein Projekt zu verwirklichen. Im Herbst habe ich mich dafür an der Bauhaus-Uni Weimar als Gaststudentin eingeschrieben und das Seminar „Immersives Musiktheater als 360-Grad TV-Serie“ bei Prof. Micky Remann belegt. In Zusammenarbeit mit talentierten Partnern und Partnerinnen, Studierenden und „Young Professionals“ entstand mein erster Fulldome-Kurzfilm: REMEMBER

Im Liquid Sound Tempel mit der 360° Kamera. Marie mit Micky, kurz vor der “Sterbeszene”.

REMEMBER ist als fünfte Episode der Serie “Kur Kommander” Teil eines größeren Projekts und wir hoffen, die anderen Episoden im Laufe des Jahres noch drehen zu können und alles live im Herbst im Planetarium in einem zweiten Teil des Festivals aufzuführen.

Die Story

Wenn ein Mensch mit seinem Körper ins Wasser eintaucht und sich dem Element hingibt, können sich Raum und Zeit auflösen. Bei einer Wassersession in einem klingenden und leuchtenden Pool mit körperwarmem Salzwasser verändert sich die reale Welt für den jungen Komponisten Pedro. Er reist zu seinem kosmischen Ursprung, fühlt sich als Embryo zurück im Mutterbauch und erlebt seine Geburt mit einem ersten tiefen Atemzug. In einem Kaleidoskop von Luftblasen steigen vergangene und zukünftige Erinnerungen an sein Leben auf. Er sieht sich erst als Kind, dann als jungen Mann und Erwachsenen und schließlich als Greis – immer verbunden mit dem ozeanischen Element. Liebevoll gehalten und begleitet befindet er sich nun auf seiner letzten Reise. Friedvoll abtauchend atmet er ein letztes Mal lang aus, erlebt schwerelose Stille und geht zurück zu den Sternen.

Kameramann und Regisseurin verhandeln die beste Kameraposition. Set-Foto by Jing Augusto-Wüthrich

Ein Dream Team

An der Produktion waren 18 tolle Menschen aus Brasilien, Jordanien, Philippinen, Frankreich, Schottland und Deutschland beteiligt. Zutiefst dankbar bin ich für meine Projektpartnerin Jing Augusto-Wüthrich, sie hat die technische Umsetzung realisiert. Es war sehr aufregend und hat große Freude gemacht. Wie durch ein Wunder hat unser grandioses Team es tatsächlich geschafft, die Arbeiten kurz vor Beginn des Corona Lockdowns erfolgreich abzuschließen.

Ein Teil des Teams nach einem Screening im Planetarium Jena. Von links: Robert Metzner, Mohammad Jaradat, Pia Mozet, Jenny Kleine, Musia H. Bus, Liese Endler, Prof. Micky Remann, Kate Ledina.

Nicht im Bild aber im Herzen sind Jing Augusto-Wüthrich, Pedro Ramos, Vanessa Zuber, Andreas Max Martin, Marie Schülpke, Florian Remann, Oliver Remann, Claire Dorweiler, Magalie Schülpke, Rosenrot Mireille Schülpke. Unsere Produktion wurde schließlich rechtzeitig beim Festival eingereicht und angenommen. REMEMBER ist als Kurzfilm im Wettbewerb um den JANUS und wird am Donnerstag, dem 14. Mai im Livestream gezeigt.

Wie Du REMEMBER und viele andere tolle Fulldome-Shows ansehen und am Festival teilnehmen kannst, erfährst Du hier. Micky Remann im Frameless-Forum Studio

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